11/14/2011

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wie es scheint habe ich eine neue leserin. ein dickes fettes danke, auf weitere würde ich mich auch sehr freuen ;). (und auch an meine 'alten' leser: vielen lieben danke für's verfolgen, und alles!)

Ich gehe die Straße entlang. Es hat schon etwas angefangen zu dämmern. Ich zieh die zu große Jacke etwas enger um mich. Ich hab Angst. Angst vor der Einsamkeit. Im Dunkeln fühle ich mich sehr einsam. Ich laufe schneller. Ich will so schnell wie möglich vor Einbruch der Dunkelheit zuhause sein! Aber der Weg ist ja nur ein 'Katzensprung'. Ehe ich mich versehe stehe ich vor unserem Haus. Das Laub das sich vor der Tür angesammelt hat, klebt am Boden. Kein rascheln, nichts. Ich klingel, bevor ich vielleicht auf noch schlimmere Gedanken komme. Die Tür ist zum Teil verglast, daher sehe ich wie das Licht angeht und sich ein Schatten auf mich zubewegt. Mein Dad macht die Tür auf. Ich lächel ihn an. Ich will nicht das er böse ist, nicht jetzt. Ich will wenigstens noch ein paar der schönen Glücksgefühle genießen, ehe wieder alles vorbei ist. Aber die Reaktion von meinem Dad fällt total unerwartet aus. Er zieht mich an sich. Ich lege meine Arme auf seinen Rücken. Er zittert ein wenig.
''Dad?'' Er drückt mich wieder von sich und schaut mich an.
''Alles ok mit dir mein Schatz?'' Ich merke wie er versucht nicht zu weinen, und auszurasten vor Angst.
''Ja, es tut mir leid, aber...''
''Du musst mir nichts erzählen wenn du nicht willst. Deine Mutter kommt auch erst in einer halben Stunde. Ich mache dir einen Tee. Dann kannst du dich ein wenig frisch machen.'' Er dreht sich um. Einfach so. Lässt mich hier stehen. Ich spüre immernoch seinen zitternden Körper an meinen Händen. Ich halte sie vor mein Gesicht und merke wie sie mit zittern. Was ist passiert? Was war das? WER war das? Meine Verzweiflung nimmt meinen ganzen Verstand in die Macht. Ich habe wieder einmal meine Kontrolle über meinen Körper veloren. Bevor schlimmeres passiert renne ich hoch. In das Zimmer das mir mein Dad, nein er, mir zugeteilt hat. Ich kann ihn im Moment einfach nicht als Dad bezeichnen. Das war zu viel. Ich schlage die Tür zu. Ich verstehe selber gar nichts mehr. Wieso passiert das? Wieso mach ich das? Ich rutsche mit meinem Rücken an der Wand runter und hocke mich heulend auf den Boden. Wieso muss ich denn jetzt weinen? Er hat doch gar nichts gemacht! Nur mich umarmt. Nein, mehr als das. Er hat mich erdrückt, erniedrigt. Er denkt ich habe das nicht gemerkt, wie wütend er war. Wie verzweifelt. Er hatte mich nicht mehr in der Hand. Er hasst das. Er ist ein Phsychopath. Ich weiß schon wieso meine Mutter hier ist. Sie will das ich mit ihr komme. Mit ihr...
NEIN! Das darf alles nicht die Gewalt über mich nehmen! Das denke ich nur, weil ICH wütend bin. Weil ich jemanden brauch, der mein Boxsack ist. Den ICH in der Hand habe. Ich gehe ins Bad. Dort dusche ich all die schrecklichen Gedanken ab. Lasse die kleinen Wassertropfen über meinen Körper rieseln. Spüre jeden einzelnen Tropfen. Tropfen die von meinem Gesicht runter kullern. Das sind Tränen, Tränen der Erleichterung. Durch sie spüre ich wie die Last langsam abfällt. Sich von meinem Körper schält wie bei einer Banane. Ich bin wieder da. Habe die Beherschung. Ich lebe. Ich trockne mich ab, und ziehe mir frische Klamotten an und schminke mich wieder ein wenig mit den Sachen seiner Tussi. Dann bemerke ich ein Auto das vorher nocht nicht vor unserem Haus stand. Mum! Ich renne die Treppen runter. Mein Dad kommt auf mich zu. Versucht zu lächeln. Er drückt mir die warme Tasse mit Früchtetee in die Hand und läuft zur Tür. Ich nehme einen Schluck davon und genieße, wie beim Kaffee zuvor, das warme Gefühl beim herunter laufen der Flüssigkeit. Ich höre die Stimme meiner Mutter. Nicht mehr ganz genauso wie früher, eher erschöpfter. Erneut steigen Glücksgefühle in mir auf. Ich gehe zur Tür und da steht sie. Eine echte Buisnessfrau. Als sie mich sieht verschwindet kurz der strahlende Blick. Ich sehe wie sie im inneren aufatmet. Wie die Erleichterung von ihr fällt. Ihre Tochter ist nun wieder da, in voller Fülle. Nach scheiß verdammten 11 Jahren!! Bevor ich mehr aus ihrem Blick lesen kann fließen Freudentränen über ihr Gesicht und sie kommt auf mich zu gerannt. Wir umarmen uns fest. Dad steht hinter mir und streicht mir über den Rücken. Ich merke wie er lächelt, ohne es zu sehen. Ich liebe euch so verdammt sehr, wisst ihr das eigentlich? Ich habe euch so vermisst! Ich liebe euch!! All das würde ich am liebsten jetzt, in diesem Moment sagen, aber mehr als ein Schluchzen nach dem anderen bringe ich nicht raus.
Nach einer Weile (wir haben uns beruhigt und stehen noch immer im Flur) lächelt mich meine Mutter an. 
''Sag mal, hast du eigentlich schon deiner Koffer gepackt?'' Ich starre sie an. Das kann nicht sein, NEIN!! Ich bin wie versteinert. Meine Tasse rutsch mir aus der Hand und fällt auf die Fließen. Zerbricht in tausend Teile, so wie gerade meine Seele.




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